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Bildung statt Beton
26.01.2005 (GE 2/05, Seite 73) Da hat die Bundesregierung endlich mal einen vernünftigen Gedanken, und schon hagelt es Häme von allen Seiten. „Bildung statt Beton“ - das sei ja wie „Butter oder Brot“, wie „Essen oder Trinken“, wie „Krebs oder Cholera“! Nichts falscher als das. Denn in Wahrheit will Frau „Brain up“-Bulmahn, will Herr „Corporate Governance“-Eichel doch nur den Beton in den Köpfen jener zertrümmern und entsorgen, die für die Ergebnisse der Pisa-Studien verantwortlich sind. Raus mit dem Beton aus den Köpfen der Lehrer und rein mit der Bildung, damit die Hauptschüler endlich vernünftig rechnen lernen und deutsch reden wie ihre Eltern.
Sie meinen, die redeten auch kein Deutsch, sondern …? Also hören Sie mal, das ist ja rassistisch, was Sie da sagen. Natürlich sprechen die Eltern auch deutsch - ein bißchen gebrochen, klar, aber immerhin genug für’s Einkaufen im Mediamarkt („nicht blöd“ sein, keine „Verarsche“), für die Beantragung der Sozialhilfe und für’s vierte und fünfte deutsche Fernsehprogramm - das, das aus dem Urwald und aus dem Busch kommt. Und selbst wenn Sie recht hätten mit den Eltern, dann wäre das doch wirklich Grund genug, den Kindern das Einmaleins bis hundert und die Sprache wenigstens bis zum Dativ und mit den 200 wichtigsten Wörtern beizubringen.
Na schön, mag ja sein, daß die Bundesregierung das mit dem Beton anders gemeint hat, daß sie wirklich weg will von diesem Baumaterial, das uns so viele häßliche Gebäude beschert hat, das so oft porös wird, so grau, so unansehnlich und das die ganze moderne Architektur verunstaltet hat. Dann doch lieber mehr Bildung - nämlich eine neue Ausbildung im allgemeinen und bessere Ausbildung der Architekten im besonderen, auf daß sie nunmehr mit Glas bauen statt mit Beton, Transparenz erzeugen statt Stupidität.
Was denn, auch diese Interpretation sei nicht gemeint? Frau Bulmahn und Herr Eichel hätten viel Banaleres im Sinn? Herr Eichel wolle einfach an einer Ecke - beim Eigenheimbau nämlich - Geld sparen, um es an der anderen Ecke - bei Schulen und Universitäten - wieder ausgeben zu können? Das kann nun wirklich nicht stimmen! Wo doch selbst der durchschnittliche deutsche Pisa-Absolvent weiß, daß erstens Eigenheime nur zum geringsten Teil aus Beton bestehen und daß zweitens Bildung Sache der Länder - und somit die Bundesregierung gar nicht zuständig ist.
Will sie aber werden, sagen Sie, man rufe sich mal die Föderalismus-Reform und deren Scheitern ins Gedächtnis. Da sei es u. a. um die Entmachtung der Länder in der Bildung gegangen. Und wegen der Finanzierung - durch den Wegfall der Eigenheimzulage - sei das Ganze auch gescheitert. Noch weniger Häuslebauer, noch mehr arbeitslose Handwerker, fragten sich die Länderchefs. Dann doch lieber mehr Eigenheime, mehr Schwarzarbeit, florierende Baumärkte und - notfalls - sogar mehr Beton. Die Bildung, die solle der Eichel mal anders finanzieren, wenn er denn unbedingt wolle. Zum Beispiel durch Kürzung der Altersversorgungsansprüche von Leuten, die erst als Bürgermeister, dann als Ministerpräsident und schließlich als Bundesminister … na, nun ist es aber gut, wollen wir hier vielleicht eine neue Neid-Debatte beginnen?!
Mitnichten, sagen Sie! Aber alles sei eine Frage des Geldes, und davon habe der Eichel eben nicht genug! Ganz falsch, kann ich da nur antworten, und das schon seit sechs Jahren. Denn so lange lebt der Finanzminister und lebt die ganze Bundesregierung frei nach der Devise: „Von jetzt an werde ich nur so viel ausgeben, wie ich einnehme, selbst wenn ich mir dafür Geld borgen muß“ (Mark Twain).
Na schön, mag ja sein, daß die Bundesregierung das mit dem Beton anders gemeint hat, daß sie wirklich weg will von diesem Baumaterial, das uns so viele häßliche Gebäude beschert hat, das so oft porös wird, so grau, so unansehnlich und das die ganze moderne Architektur verunstaltet hat. Dann doch lieber mehr Bildung - nämlich eine neue Ausbildung im allgemeinen und bessere Ausbildung der Architekten im besonderen, auf daß sie nunmehr mit Glas bauen statt mit Beton, Transparenz erzeugen statt Stupidität.
Was denn, auch diese Interpretation sei nicht gemeint? Frau Bulmahn und Herr Eichel hätten viel Banaleres im Sinn? Herr Eichel wolle einfach an einer Ecke - beim Eigenheimbau nämlich - Geld sparen, um es an der anderen Ecke - bei Schulen und Universitäten - wieder ausgeben zu können? Das kann nun wirklich nicht stimmen! Wo doch selbst der durchschnittliche deutsche Pisa-Absolvent weiß, daß erstens Eigenheime nur zum geringsten Teil aus Beton bestehen und daß zweitens Bildung Sache der Länder - und somit die Bundesregierung gar nicht zuständig ist.
Will sie aber werden, sagen Sie, man rufe sich mal die Föderalismus-Reform und deren Scheitern ins Gedächtnis. Da sei es u. a. um die Entmachtung der Länder in der Bildung gegangen. Und wegen der Finanzierung - durch den Wegfall der Eigenheimzulage - sei das Ganze auch gescheitert. Noch weniger Häuslebauer, noch mehr arbeitslose Handwerker, fragten sich die Länderchefs. Dann doch lieber mehr Eigenheime, mehr Schwarzarbeit, florierende Baumärkte und - notfalls - sogar mehr Beton. Die Bildung, die solle der Eichel mal anders finanzieren, wenn er denn unbedingt wolle. Zum Beispiel durch Kürzung der Altersversorgungsansprüche von Leuten, die erst als Bürgermeister, dann als Ministerpräsident und schließlich als Bundesminister … na, nun ist es aber gut, wollen wir hier vielleicht eine neue Neid-Debatte beginnen?!
Mitnichten, sagen Sie! Aber alles sei eine Frage des Geldes, und davon habe der Eichel eben nicht genug! Ganz falsch, kann ich da nur antworten, und das schon seit sechs Jahren. Denn so lange lebt der Finanzminister und lebt die ganze Bundesregierung frei nach der Devise: „Von jetzt an werde ich nur so viel ausgeben, wie ich einnehme, selbst wenn ich mir dafür Geld borgen muß“ (Mark Twain).
Autor: Dietmar Otremba