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Stockendes Wachstum?
27.07.2004 (GE 14/04, Seite 833) Oder stockende Schrumpfung? Was gilt wohl für die deutsche Volkswirtschaft? Muß mehr gearbeitet und weniger gemeckert, muß mehr verbraucht und weniger gespart werden? Das sicher auch - aber vor allem muß mit mehr Eigenkapital und weniger Fremdkapital gewerkelt werden, was für lange Zeit die unternehmerischen Aktivitäten des Mittelstandes einschränken und der Entwicklung des BIP gar nicht gut bekommen wird.
Die Gründe hierfür werden täglich zahlreicher. Nicht nur die „ratings„ (hat etwas mit raten zu tun) spielen da eine Rolle, nein, auch Basel II im allgemeinen ist da zu nennen, das im Ergebnis dem Bankenapparat genügend Alibis liefert, dem Mittelstand den Kredithahn zuzudrehen.

Und nun noch die Kredit-„Verbriefung„. Sie wissen nicht, was das ist? Wußte ich auch nicht, bis ich - vor Jahren schon - im Gespräch mit amerikanischen Freunden und neuerdings auch in Deutschland darauf stieß. Verbriefen bedeutet nichts anderes, als daß Banken Forderungspakete schnüren, die sie dann an Dritte, häufig sogenannte institutionelle Investoren, veräußern.

Und genau dies geschieht nun auch mit Forderungen der Banken gegen kleinere Kreditnehmer, und zwar vor allem mit solchen Forderungen, die entweder als gefährdet gelten oder die nicht schnell realisierbar sind und daher - spätestens von den Wirtschaftsprüfern - mit einem Abschlag versehen werden. Betroffen sind Firmendarlehen ebenso wie Kleinkredite. Und eben diese Kleinkreditnehmer haben sich auch schon erfolgreich gegen die Verbriefung gewehrt, denn der Forderungsverkauf geht einher mit der Preisgabe vertraulicher persönlicher Daten - was nach Meinung der Gerichte unstatthaft ist.

Und in höchstem Maße sittenwidrig, darf man hinzufügen. Noch mehr gilt das im Hinblick auf die Firmenkredite. Wenn vor Jahren das Unternehmen einen Betriebsmittelkredit von z. B. 1 Mio. Euro und mit einer geplanten Tilgung über 10 Jahre aufgenommen hat - wenn dieser Kredit zunächst auf 4 Jahre fest gewährt und dann - unter Einhaltung der Tilgungsraten - jährlich prolongiert wird -, wenn am Ende des 7. Jahres noch 300.000 Euro offenstehen, die nun nicht mehr prolongiert werden, weil die Bank die Forderung verbrieft und - mit Abschlag - versilbert hat und der „institutionelle Investor„ schnell Kasse machen und damit seinen Einsatz plus Gewinnmarge - pronto, pronto - zurückhaben will, was dann? Dann kann das Unternehmen in die Insolvenz marschieren, dann wird die Bank einen Kunden verlieren, und dann muß der Unternehmer auch den letzten Rest an Vertrauen ins deutsche Bankenwesen verlieren. Kredite kann er vor diesem Hintergrund nicht mehr haben wollen, selbst wenn er jetzt überleben sollte. Bestehende Kredite wird er so schnell wie möglich tilgen, immer getreu der Devise: Entschulden ist besser als entschuldigen.

So läuft denn das wirtschaftliche Geschehen noch lange darauf hinaus, daß Banken ihre Kredite solchen Leuten anbieten, die sie gar nicht brauchen; daß Sparer für ihr Geld immer weniger Zinsen bekommen, weil die Banken es gar nicht haben wollen; daß alle Banken Jagd auf vermögende Privatkunden machen, um deren Geld zu verwalten und damit Gebühren zu verdienen; und daß alle miteinander demnächst den klassischen Unternehmer mit der Wünschelrute suchen werden - den Unternehmer nämlich, der blöd genug ist, Kredite aufzunehmen, für andere Leute Zinsen und Margen zu verdienen, sich zum unpassenden Zeitpunkt die Kredite kündigen zu lassen, und - wenn dennoch alles gut geht - erhöhten Erbschaftsteuern entgegensehen muß.
Da läßt man doch besser die ganze Vererberei sein, verkauft sein Auto, fährt täglich Taxi - und läßt die Erben laufen! Oder?

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Autor: Dietmar Otremba