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Guter Sündenbock
17.06.2004 (GE 12/04, Seite 713) Und schließlich kann ja auch ein Regierender Bürgermeister nicht machen, was er will… es sei denn, er heißt Klaus Wowereit und möchte seinen Freund Thomas Gottschalk in Kalifornien besuchen, weil dessen Sohn in einem Vorort von Los Angeles gerade die Highschool absolviert hat und Vater Gottschalk gerne hätte, daß ein prominenter deutscher Politiker die Abschlußrede hält ...
Also wird schnell was gestrickt mit angeblicher Völkerverständigung und Städtepartnerschaften. Immerhin belastet’s den Berliner Steuerzahler nicht unmittelbar, weil offenbar Freund Gottschalk Flug- und Unterbringungskosten direkt oder indirekt übernommen hat. Wenn man allerdings weiß, daß Wowereit bisher weder Zeit noch Lust hatte, einen dringend vom stellvertretenden polnischen Staatspräsidenten erbetenen Besuch in Posen zu absolvieren (der wichtig für die Berliner Wirtschaft wäre), sieht die Sache schon anders aus. Und für Wowereit werden solche Eskapaden wie „Privatdienstreisen“ ohnehin bald gefährlicher. Warum? Ganz einfach: Nach dem Rückzug Peter Strieders aus allen politischen Ämtern wird ein neuer Watschenmann in der Berliner SPD gesucht. Zwar hätten einige gerne, daß sich Finanzsenator Dr. Thilo Sarrazin dieser Rolle annimmt, doch ist der gänzlich ungeeignet, weil er von Anfang an so war, wie er jetzt ist und dafür auch schon immer Prügel eingefangen hat. Außerdem eignet sich als Watschenmann einer von der vordersten Spitze besser als einer auf der Arbeitsebene (siehe Strieder). Und Wowereit könnte durchaus in die Rolle hineinwachsen, wie die Veröffentlichungen aus der letzten Zeit zeigen. Da muß er halt zur Rehabilitierung öfter mal - so wie kürzlich - zwei Stunden durch den Beussel-Kiez marschieren. Andererseits: Ein anderer oder gar besserer Sündenbock als Klaus Wowereit für alles, was im Moment der Stadt so mißlingt, fällt einem eigentlich gar nicht ein. Und daß ein demokratisches Gemeinwesen einen Sündenbock braucht, hat ausgerechnet ein Sozialdemokrat theoretisch fundiert begründet: Carlo Schmid, einer der Gründungsväter der Republik, in einem gut 50 Jahre alten Essay mit dem Titel „Die Funktion des Sündenbocks in der Gesellschaft“.
In jeder Ausgabe des GRUNDEIGENTUM finden Sie interessante mietrechtliche Gerichtsentscheidungen, Aufsätze, Hintergrundinformationen, Gesetze und Verordnungen sowie wertvolle Praxistips rund um die Grundstücks-, Haus- und Wohnungswirtschaft.
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