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berlin - paris
20.10.2000 (GE 20/2000, 1345) Daß Berliner ständig von ihrer „Hauptstadt“ redeten, ist eine Erfindung von Journalisten, die damit verbergen wollen, daß sie selbst es waren und sind, die von der „Hauptstadt“ Berlin so angetan zu sein scheinen.
Eben diese Leute sind es auch, die neuerdings und zunehmend häufig von der „Weltstadt“ bramarbasieren. Und da hört der Spaß nun wirklich auf. Denn von „Weltstadt“ ist Berlin so weit entfernt wie vom nächsten Sternbild - Lichtjahre nämlich. Wer’s nicht glaubt, der setze sich in eine Maschine der Air France - der Service ist besser - und fliege nach Paris. Nicht wegen der Nachtclubs und noch weniger, weil dort die Luft besonders sauber wäre. Nein, im Gegenteil, denn der Verkehr ist natürlich stärker, die Luft ist dicker und die Zeit zur Erreichung eines Zieles ist länger. Aber die Art, wie die Pariser, die Franzosen damit umgehen, ist gelassener, ist selbstverständlicher. Natürlich fließt der Verkehr durch den Louvre hindurch, weil anders dieser riesige Gebäuderiegel inmitten des Zentrums nicht zu überwinden ist. Natürlich umströmt der dickste Verkehr die „Place de la Concorde“, den „Trocadero“, den Triumphbogen. Und natürlich kommt in Paris niemand auf den Gedanken, den Verkehr einzuschränken. Die Idee, eine Hauptverbindungsachse wie die Leipziger Straße schmaler zu machen, hätte dort noch nicht einmal ein Grüner. Vom Einbau einer Straßenbahn ganz zu schweigen, denn das kann man selbst in einer traditionsbewußten Stadt wie Paris nur als Rückkehr in die Steinzeit des Verkehrs empfinden. Wenn schon Nostalgie, dann lieber die alten Busse, die dort das Stadtbild ähnlich prägen wie in London die Taxis.
Und zu reden wäre auch mal von den Flughäfen. Da gibt es „Charles de Gaulle I“, den futuristischen guten alten, den man, von Deutschland kommend, kaum noch kennt. Und es gibt „Charles de Gaulle II“, auf dem man heute landet, und von dem man innerfranzösisch und innereuropäisch weiterfliegt. Inzwischen riesig, mit vielen großen Terminals und einem Umfeld, in dem allein vier große Hotels mit jeder Menge Industrie, Logistik und Dienstleistungsbranchen auf der ganzen Strecke nach Paris, erschlossen durch ein wahrhaft gigantisches Autobahnsystem, anzutreffen sind. Das ist im Norden der Stadt, das wurde entwickelt seit 30 Jahren, das war auch ganz dringend nötig, weil das Gewerbe, weil der Verkehr, weil die Wohngebiete eigentlich ständig aus allen Nähten platzen.
Nun gibt es im Südwesten der Stadtregion einen weiteren großen Flughafen, früher der größere, der wichtigere, heute nicht mehr erweiterungsfähig, jedoch näher dran, leichter zu erreichen: „Orly“. Schließt man den etwa, weil „Charles de Gaulle“ so mächtig boomt, begründet man dort einen botanischen Garten, oder wandelt man das Gelände um in Gewerbegebiet, was Paris nun wirklich bräuchte wie der Russe den Wodka?
Mitnichten natürlich. Das beredet man nicht, das denkt man nicht einmal. Daß eine wirkliche Metropole wächst und wächst und wächst - und mit ihr der Verkehr, zumal der Flugverkehr, das wissen in Frankreich sogar die Clochards - und leben ganz gut damit. Von den Hotels ganz zu schweigen, deren Preise in einer Ausnahmeliga spielen - was in diesem Falle wirklich von „Ausnehmen“ kommt - mit einer Sonderstellung der Restaurants allerdings, die das Meisterstück fertigbringen, den Gast die Preise vergessen zu lassen, wenn er Qualität und Service gewichtet.
Doch zurück zum Flugverkehr: Der hat in Berlin nun wirklich nichts mit „Weltstadt“, der hat noch nicht mal was mit „Hauptstadt“ zu tun. Das Luftkreuz Berlin, das mit brutalstmöglicher Verzögerung im Jahr 2007 endlich fertig werden soll - es läuft Gefahr, von den fleißigen Sachsen aus Leipzig und Dresden eingeholt, überholt und abgehängt zu werden.
Merke: Von Weltstadt redet man nicht, Weltstadt ist man - oder man ist es nicht.
Und zu reden wäre auch mal von den Flughäfen. Da gibt es „Charles de Gaulle I“, den futuristischen guten alten, den man, von Deutschland kommend, kaum noch kennt. Und es gibt „Charles de Gaulle II“, auf dem man heute landet, und von dem man innerfranzösisch und innereuropäisch weiterfliegt. Inzwischen riesig, mit vielen großen Terminals und einem Umfeld, in dem allein vier große Hotels mit jeder Menge Industrie, Logistik und Dienstleistungsbranchen auf der ganzen Strecke nach Paris, erschlossen durch ein wahrhaft gigantisches Autobahnsystem, anzutreffen sind. Das ist im Norden der Stadt, das wurde entwickelt seit 30 Jahren, das war auch ganz dringend nötig, weil das Gewerbe, weil der Verkehr, weil die Wohngebiete eigentlich ständig aus allen Nähten platzen.
Nun gibt es im Südwesten der Stadtregion einen weiteren großen Flughafen, früher der größere, der wichtigere, heute nicht mehr erweiterungsfähig, jedoch näher dran, leichter zu erreichen: „Orly“. Schließt man den etwa, weil „Charles de Gaulle“ so mächtig boomt, begründet man dort einen botanischen Garten, oder wandelt man das Gelände um in Gewerbegebiet, was Paris nun wirklich bräuchte wie der Russe den Wodka?
Mitnichten natürlich. Das beredet man nicht, das denkt man nicht einmal. Daß eine wirkliche Metropole wächst und wächst und wächst - und mit ihr der Verkehr, zumal der Flugverkehr, das wissen in Frankreich sogar die Clochards - und leben ganz gut damit. Von den Hotels ganz zu schweigen, deren Preise in einer Ausnahmeliga spielen - was in diesem Falle wirklich von „Ausnehmen“ kommt - mit einer Sonderstellung der Restaurants allerdings, die das Meisterstück fertigbringen, den Gast die Preise vergessen zu lassen, wenn er Qualität und Service gewichtet.
Doch zurück zum Flugverkehr: Der hat in Berlin nun wirklich nichts mit „Weltstadt“, der hat noch nicht mal was mit „Hauptstadt“ zu tun. Das Luftkreuz Berlin, das mit brutalstmöglicher Verzögerung im Jahr 2007 endlich fertig werden soll - es läuft Gefahr, von den fleißigen Sachsen aus Leipzig und Dresden eingeholt, überholt und abgehängt zu werden.
Merke: Von Weltstadt redet man nicht, Weltstadt ist man - oder man ist es nicht.
Autor: Dietmar Otremba