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Basel - nein danke!
13.01.2004 (GE 1/04, Seite 1) Daß Basel (II) demnächst zum Schimpfwort, zum Synonym für den Tod des Mittelstands durch Kreditentzug werden dürfte, hat die Stadt nicht verdient und haben die Bürokraten aller Länder zu verantworten. Da aber Bürokraten nie, Politiker selten, die Unternehmer jedoch stets das ausbaden müssen, was an falschen Gesetzen produziert wird, stehen uns - trotz aller Reformen in den nächsten Jahren - Verformungen bevor, die am Ende nur noch ganz Große und ganz Kleine übriglassen werden.
Dem klassischen Mittelständler dagegen wird die Totenglocke geläutet. Heinz Brestel zitierte neulich (in der FAZ) den Mitinhaber einer Schweizer Privatbank: „Überall Controlling, überall teuer bezahlte Spezialisten für Corporate Governance, teure Kredit-Überwachungszentren bei jeder Bank. Entschieden wird aufgrund der Aktenlage auf Papier, was geduldig ist.„ Und weiter: „Die Kleinbetriebe klagen, sie ersaufen in Formularen. Der Staat traut Verwaltungsräten und Wirtschaftsprüfern nicht mehr. Nun sollen Finanzkontrolleure her. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht entwickelt sich zur „Finanzpolizei„. Noch mehr Beamte! Wird es nützen?„ Es wird natürlich gar nichts nützen, denn wer betrügen will, muß in Zukunft nur die Computer mit Datenfriedhöfen füttern. Es wird aber schaden, denn kreditfinanzierte Geschäfte wird der mittelständische Unternehmer nicht mehr machen können. Er wird sich in Nischen zurückziehen, in denen das Eigenkapital noch ausreicht, um ein paar Büros, die Computer, ein, zwei Autos und drei oder vier Mitarbeiter vorfinanzieren zu können. Im übrigen darf er dann beten, daß die Auftraggeber seine Rechnungen bezahlen.

Was bleibt in 2004 ff.? Großunternehmen, Fusionen, Übernahmen - und all die Folgeschäden der „mergers and acquisitions„, der friedlichen und der feindlichen Übernahmen. Denn während die Anstifter und Berater dieser Transaktionen, die übernehmenden und die übernommenen Manager über Zahlungen und Einkommen der überirdischen Art jubeln dürfen, müssen Aktionäre und Gläubiger darauf achten, Kurssteigerungen und Analysten-Euphorie schnellstens zu Geld zu machen, ehe sich die vermeintlichen Synergie-Effekte in Luft auflösen und die Globalisierung des Unternehmens in eine Bürokratisierung und Amerikanisierung der ganz neuen Art umschlägt.

Die Krise Deutschlands hat auch hier ihre Ursache - nicht nur im Reformstau, nicht nur in den Bildungsmängeln und schon gar nicht in einem generellen Kapitalmangel. Das Kapital wird vielmehr fehlgeleitet. Es fließt nicht in die Entwicklung neuer Investitionen und Strukturen - physische wie geistige -, sondern in die Umschichtung alter Vermögen, oder es wird ganz schlicht und einfach verzehrt.

Was kann man tun? Nun, „Entfesselung„ wäre angesagt. Das Unternehmertum in diesem Lande müßte von bürokratischen und finanzwirtschaftlichen Fesseln befreit werden. Die unsäglichen „Grundlagen für eine wirksame Durchsetzung der Rechnungslegungsvorschriften in kapitalmarktorientierten Unternehmen„ (so heißt dieses Folterinstrument tatsächlich) sind schon in Großunternehmen überflüssig, in kleinen und mittleren Unternehmen, wo sie dank übervorsichtiger Wirtschaftsprüfer auch zunehmende Relevanz gewinnen, sind sie kostenträchtig bis zum geht nicht mehr und führen zur Lähmung desjenigen, von dem doch angeblich die Wirtschaft lebt: des schöpferischen Unternehmers, Handwerkers, Freiberuflers. Diese „Grundlagen„ (s. o.) werden nur eines durchsetzen: die Flucht der letzten noch risikofreudigen Kreativen ins Ausland (sofern sie jünger sind) - oder gleich nach Mallorca (sofern die Rücklagen reichen). Motto: statt Basel (II) - Mallorca (I).
Na denn, ein fröhliches Jahr 2004!
Autor: Dietmar Otremba