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Vorwärts. Und vergessen!
02.10.2003 (GE 19/03, Seite 1225) Ein Zen-Schüler (Sie wissen, der Zen-Buddhismus ist vor allem in Japan heimisch) fragte einst seinen Meister: „Kennst Du die Zukunft?“ „Aber ja“, sagte der Meister. „Dann zeige sie mir!“ bat der Schüler. Der Zen-Meister deutete auf den jungen Mann und sagte: „Da ist die Zukunft!“ Sein Schüler drehte sich erwartungsvoll um und fragte: „Wo?“ Da antwortete der Meister: „Jetzt ist sie weg.“ Was uns die Geschichte sagen will? Nun, daß die Zukunft in uns selbst liegt. Und wer weiß, daß er selbst seine Zukunft ist, dreht sich nicht um. Er schaut nach vorn und nicht zurück!
Es ist wahr: Die Wirtschaft in Deutschland lahmt wie nie zuvor. Der Immobilienmarkt leidet darunter wie kein zweiter. Leerstände, wohin man blickt. 186.000 leerstehende Wohnungen allein in Berlin Ende 2002 deckte der Microzensus des Statistischen Landesamtes auf. Die Kassandra der Deutschen Bank, Professor Norbert Walter, warnte dieser Tage vor neuen Bürohalden - als ob wir die alten schon abgebaut hätten.

Es ist auch wahr: Gerhard Schröder und sein bunter Haufen werden es nie schaffen.
Und wahr ist auch: Angela Merkels Rezeptesammlung ist dünner als jedes englische Kochbuch.
Na und? Wollen wir darauf warten, bis diese Amateurköche uns den gemeinsam verdorbenen Brei servieren? Wo ist die Zukunft? Genau. Vorne ist die Zukunft und in uns.

Konfuzius wird der Satz zugeschrieben: „Es kommt alles zu dem, der warten kann!“ Das mag vor zweieinhalbtausend Jahren auch gestimmt und als Lebensmotto gedient haben. Nur: Es dauert halt so lange. Gegen solche Grundhaltung setzten die Griechen einen Gott namens Kairos, den jüngsten Sohn des Zeus und Gott des günstigen Augenblicks. Haare hatte Kairos nur vorn, hinten war er kahl. Tauchte er auf, galt es, ihn sofort beim Schopfe zu packen - sonst war die Chance vorbei.
Noch zeigt uns Kairos seinen Schopf.
Baukredite sind billig wie selten zuvor, und es gibt, entgegen einem oft erweckten Eindruck, nach wie vor Banken, die Geld zum Bauen verleihen - sie schauen sich nur die genauer an, an die sie Geld verleihen und das, wofür es ausgegeben werden soll.

Die Baupreise sind bundesweit auf dem Rückmarsch, ganz besonders in Berlin. Handwerker und Architekten sind für jeden Auftrag dankbar und haben ihre hohen Rösser längst mit Drahteseln vertauscht.
Noch bestehen, wenn auch nicht mehr in großer Fülle, steuerliche Anreize. Mehr und bessere wird es angesichts der öffentlichen Kassenlage nicht geben - eher wird man Vergünstigungen kappen.
Also: Vorwärts und den politischen Murks vergessen. Es lohnt sich, den eigenen Bestand auf Vordermann zu bringen, denn wer heute nicht investiert, wird morgen mit Leerstand bestraft. Es lohnt sich, Betriebskosten zu minimieren, die Kommunikation mit und den Service für Mieter zu verbessern, Abläufe in der eigenen Verwaltung effektiver zu gestalten.

Und gute Ideen und Kreativität werden belohnt. Beispiel: Das Oldtimer-Zentrum in der Wiebe-/Ecke Sickingenstraße. Da kauft jemand für wenig Geld ein altes Straßenbahndepot, bringt es auf Vordermann, stellt knapp zwei Dutzend Oldtimer-Clubs praktisch unentgeltlich Clubräume zur Verfügung, vermietet Flächen für Profi-Autowerkstätten und Spezialisten rund um Oldtimer (Blechschlosser, Sattler etc.), stellt noch eine Werkstatt für Selbstbastler zur Verfügung, einen Einzelhandelsbereich, einen Restaurantbetrieb, einen Event-Bereich und schließlich, das Beste am Ganzen, viele, viele Glasboxen, in denen die Autoverrückten ihre Oldtimer wohltemperiert abstellen (und andere sie betrachten) können, für die sie zu Hause keinen Platz haben. Zu Anfang konnte man so eine Box für 80 EUR monatlich mieten. Jetzt nicht mehr, denn die Warteliste ist lang!

So wird wieder ein Schuh aus unserer Wirtschaft. Und morgen fangen wir gleich an. Und der Schröder und der Stoiber und die Merkel und der Westerwelle und der Fischer - die können machen, was sie wollen. Wir brauchen sie nicht dazu.
Autor: Dieter Blümmel