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Schluß mit den BSR-Monopolen
20.10.2000 (GE 12/2000, 829) Wer ein Monopol hat, braucht keine Rücksichten zu nehmen! Die Berliner Stadtreinigungsbetriebe, einer der verbliebenen Monopolisten in dieser Stadt, sind wieder einmal dabei, die Wahrheit dieser These eindrucksvoll zu beweisen.
Worum geht es?
In den Berliner Ortsteilen Frohnau und Heiligensee fanden viele Eigentümer ein Schreiben der BSR mit dem Betreff „Ihre Wahl: BIOGUT-Tonne oder Komposthaufen. Geben Sie uns den Rest.“
Launig, wirklich launig!

Und mancher würde ihnen ja gerne den Rest geben. Auf Samtpfötchen geht es weiter in dem Schreiben. Und mit liebevoller Erklärung nach dem Muster alter Naturfilme, wenn auch fehlerhaft. „Gartenabfälle und Lebensmittelreste“(!), so lesen wir, seien „wertvolle organische Stoffe, aus denen durch Kompostierung fruchtbarer und nährstoffreicher Humus“ werde. Kein Wunder, daß nach solcher BSR-„Aufklärung“ die Ratten kommen, weil die Leute auch die Reste vom Grillfest, vergammelte Wurst und Hühnerabfälle auf den Kompost oder in die BIO-Tonne werfen.
Dann fährt der Monopolist die Krallen aus: „Sie entscheiden: Entweder Eigenkompostierung oder die BIOGUT-Tonne“. Das ist aber, wie sich beim Weiterlesen ergibt, die Entscheidungsfreiheit nach dem Muster „Vogel friß oder stirb!“. Denn nur wer sich für die kostenpflichtige BIO-Tonne entscheidet, hat Ruhe vor den BSR. Die anderen müssen mit „Dirty Schnüffel“, um im BSR-Jargon zu bleiben, rechnen, wenn sie unbesehen ankreuzen, was die BSR in dem Schreiben vordrucken: Wer Eigenkompostierung geltend macht, erklärt sich gleichzeitig mit „stichprobenartigen“ Prüfungen“ seiner grauen Tonne einverstanden und muß „zur Kenntnis nehmen“, daß ein automatischer Anschluß an die BIO-Tonne erfolgt, wenn der „Anteil kompostierbarer Abfälle im Restmüll bei einer zweifachen Überprüfung 20 Gewichtsprozent übersteigt.“
Wer das schon angekreuzt und unterschrieben hat, sollte schleunigst widerrufen und den BSR mitteilen: 1. Man kompostiere selbst. 2. Man widerspreche der Schnüffelei in der Restmülltonne, deren Inhalt der verfassungsrechtlich geschützten informellen Selbstbestimmung (Datenschutz) unterliege. 3. Der BSR werde untersagt, Grundstücke zu einem anderen Zweck zu betreten als zur Abholung der Müllgefäße. 4. Für den Fall, daß wider Erwarten die Schnüffelei doch zulässig sei, erwarte man ein aussagekräftiges Protokoll, aus dem die aufgefundenen organischen Anteile einzeln nach Art und jeweiligem Gewichtsprozent hervorgingen - dies deshalb, weil anhand eigener Äußerungen der BSR die Besorgnis bestehe, daß auch solche organischen Stoffe zur Überprüfung der 20-%-Grenze herangezogen würden, die aufgrund der Natur der Sache und wegen der Gefahr des Verstoßes gegen seuchenrechtliche Bestimmungen nicht kompostierbar seien. 5. Im übrigen verwahre man sich gegen die bauernfängerische Behauptung, Schweigen auf das BSR-Schreiben dürfe als Wunsch nach dem Aufstellen einer BIO-Tonne gewertet werden. Vielmehr sei Schweigen nach dem BGB und ständiger höchstrichterlicher Rechtsprechung unter Nichtkaufleuten als Ablehnung zu werten.

Abgesehen davon haben es die BSR nicht einmal geschafft, alle Grundstückseigentümer ordnungsgemäß anzuschreiben. Ein Grundstückseigentümer aus Frohnau, der ein größeres Areal mit mehreren Grundstücken verwaltet, berichtet, daß er z. B. für alle unbebauten Grundstücke das Schreiben erhalten hat, für die bebauten jedoch nur in 50 % der Fälle.
Ja, so ist das mit der Kommunikation. Die BSR haben sogar einen ganzen Unternehmensbereich, der sich so nennt. Kommunikation leitet sich aus dem lateinischen „communicare“ ab, was soviel bedeutet wie „sich besprechen“, „etwas gemeinsam machen“. Das ist aber offensichtlich für die BSR nach wie vor ein Fremdwort. Nicht mit einer Silbe wurde die Briefaktion vorher den Eigentümerorganisationen auf Landes- oder Ortsebene mitgeteilt oder gar vorher besprochen.
Statt dessen produzieren die BSR weiterhin diese wundervollen Plakate im knalligen Oranje-Rot mit ihren witzigen Aufschriften: „Bemannte Räumfahrt“, „Drei Wetter tough“, „We kehr for you“ oder „Wir kehren uns um jeden Dreck“. Was wohl künftig besser mit „Wir scheren uns einen Dreck“ betitelt würde. Mit solcher „Kommunikation“ mag man - berechtigterweise - Werbe-Awards gewinnen. Kunden behält man aber nur noch, weil die Politiker mit sachfremden Erwägungen wieder einmal dabei sind, den Monopolisten für weitere 15 Jahre künstlich beatmen zu lassen. Darüber sollten Sie mal ein Wörtchen mit Ihrem Wahlkreisabgeordneten reden!
Autor: Dieter Blümmel