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DEGEWO
22.09.2003 (GE 18/03, Seite 1176) Da ist mir nur noch Giovanni Trapattoni eingefallen: „Was erlauben Kauermann?“ Dr. Karl Kauermann, Vorstandsvorsitzender der Berliner Volksbank und Aufsichtsratsvorsitzender der städtischen Wohnungsbaugesellschaft DEGEWO schickte kürzlich eine aus einem Satz bestehende Pressemitteilung, wonach „Herr Frank Bielka zum 1. Oktober 2003 seine Tätigkeit als weiteres Mitglied des Vorstandes der DEGEWO aufnehmen wird.”
Hätte Kauermann es nur dabei belassen. In einem weiteren Fax - wieder ein Satz, aber im Befehlston - ließ er mich wissen, daß „für weitere Auskünfte auschließlich“ er, der Aufsichtsratsvorsitzende zur Verfügung stehe. Genau auf so eine Art verschärfter Zensur stehen wir Publizisten besonders. Nicht erst das Schreiben, nein, schon das Fragen soll reglementiert werden. Ruhe wird Kauermann mit dem um drei Monate vorgezogenen Wechsel Bielkas auch nicht in die Geschichte bringen. Da sind zum einen die Linken in der SPD, die über Bielka den großen Vorsitzenden Peter Strieder weiter unterminieren wollen - so etwa die Sprecher des sogenannten „Donnerstagskreises“, Gerlinde Schermer, Konstanze Huber und Hans-Georg Lorenz, die in einem offenen Brief an Strieder ihrem Unmut Luft gemacht und ihn aufgefordert hatten, dafür zu sorgen, daß der Vertrag mit Bielka „vereitelt“ wird. Das sind Parteifreunde, die - sicherlich vergeblich - Bielkas Parteiausschluß betreiben, weil er, wie sie schrieben, sein Amt als Staatsekretär für persönliche Vorteilsnahme mißbraucht habe. Da sind die alten Weggefährten, die plötzlich auf Tauchstation gegangen sind und sich öffentlich nicht äußern mögen. Da ist der jetzige Koalitionspartner PDS, der „Konsequenzen“ verlangt, und der frühere, der Bielka ein „kaum vorstellbares Maß an Abgebrühtheit“ (so der Grüne Wolfgang Wieland) bescheinigt. Da wird alle paar Tage ein neuer Vorschlag für Gesetzesänderungen gemacht. Und irgendwann wird die versammelte Berliner Journaille auch dahinterkommen, daß man sie mit den Angaben über das ach so moderate Vorstandsgehalt von Bielka zwar nicht angelogen, aber doch hinters Licht geführt hat, weil Bielka unter Berücksichtigung der von der DEGEWO übernommenen Pensionsverpflichtungen - bezogen auf die Vertragslaufzeit - der am höchsten bezahlte Geschäftsführer eines städtischen Wohnungsunternehmens ist. Frank Bielka ist in Berlin ein Synonym für roten Filz geworden. Da helfen auch keine halbherzigen Entlastungsangriffe mehr wie die des stellvertretenden Landesvorsitzenden Andreas Matthae („Mit Bielka trifft es ausgerechnet den Falschen“ - wieso eigentlich? Haben wir das alles nur geträumt?).