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Pöstchen
02.09.2003 (GE 17/03, Seite 1108) Trotz aller öffentlich vergossenen Krokodilstränen ist die nächste Aktion „Postenschacher“ bereits vorbereitet.
Ich bin allerdings sehr gespannt, ob man sich das nach der verheerenden öffentlichen Resonanz auf den Fall Bielka noch zutraut. Es geht um die Nachfolge der „Berlin Adlershof Aufbaugesellschaft“ (BAAG). Deren Geschäftsführer ist Jens Krause (CDU, im Branchenjargon wegen seiner Quirrligkeit: „Sause-Krause“ genannt), der früher einmal Staatssekretär in der Senatsbauverwaltung unter dem Bausenator Klaus Franke war. Die BAAG, ein Tochterunternehmen der USC Urban System Consult AG, ist seit 1993 für die städtebauliche Entwicklung von Adlershof als treuhänderischer Entwicklungsträger eingesetzt. Und obwohl 2006 in Adlershof mit der städtebaulichen Entwicklung aus Berliner Steuermitteln Schluß ist, wurde Krause und seinen Mannen vom Berliner Senat zu Ende 2003 gekündigt. Statt dessen soll die fast komplett landeseigene „WISTA Management GmbH“ eine Tochtergesellschaft gründen, die wiederum vom Senat als Entwicklungsträger beauftragt werden soll. Einen wirtschaftlichen Sinn, nach zehn Jahren Tätigkeit einen Entwicklungsträger hinauszuwerfen und einen anderen zu beauftragen, der sich nicht nur erst einmal gründlich einarbeiten, sondern überhaupt erst noch gegründet werden muß, wird man nicht finden - wohl aber einen ganz naheliegenden Anlaß. Die Politik hat wieder jede Menge schöner Pöstchen zu verteilen - 30 gab es beim bisherigen Entwicklungsträger. Wie häufig bei solcher Suche (so war es auch im Fall Bielka) ist die Firma Kienbaum eingeschaltet, die offenbar über die notwendige Sensibilität für brisante Aufgaben verfügt. Große Zeitungsanzeigen sind schon geschaltet. Für die Spitzenstelle geistert auch schon ganz konkret als GF der Name eines einschlägig bekannten und derzeit privatisierenden Sozialdemokraten durchs Land. Aber nach Bielka dürfte die Neigung der Berliner SPD klein sein, gleich die nächste dicke Lippe zu riskieren …
Autor: Dieter Blümmel