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BBU
28.07.2003 (GE 14/03, Seite 904) Ist der Vertrag erst prolongiert, kritisiert sich‘s ungeniert - nach diesem Motto gab Ludwig Burkardt, Ende Juni für weitere fünf Jahre zum Vorstandsmitglied des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) bestellt, der hauseigenen Mieterzeitung „Wohnen in Berlin/Brandenburg” jetzt ein großes Interview, in dem er dem Berliner Senat eine schallende Ohrfeige verpaßte.
Im BBU, das muß man wissen, sind die ehemals gemeinnützigen Wohnungsunternehmen und die Genossenschaften organisiert. Die größten Beitragszahler sind dabei die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. Dem Eigentümer dieser Gesellschaften - also dem Land Berlin - warf Burkardt vor, ihm fehle „eine schlüssige Strategie für seine kommunale Wohnungswirtschaft”. Der Eigentümer müsse den Geschäftsführern seiner Gesellschaften sagen, welche Ziele zu erfüllen seien. Das Problem sei aber, daß es zur Zeit „nur Einzelanweisungen und Einzelanforderungen vom Senat gibt, mal von dieser Seite, mal von jener Seite.” Das mache es Geschäftsführern, Mitarbeitern und Gesellschaften außerordentlich schwer, ihre Arbeit zu tun, kritisierte Burkardt. Was er damit im Klartext meint, ist: Finanzsenator Dr. Thilo Sarrazin möchte durch Mieterhöhungen für das Land Berlin die Einnahmenseite verbessern, Stadtentwicklungssenator Peter Strieder dagegen durch niedrige Mieten sein Image. Das Bild, das Ludwig Burkardt von der wirtschaftlichen Situation seiner (landeseigenen) Mitgliedsunternehmen zeichnete, ist trübe. „Angespannt” sei die Situation. Aus der Bewirtschaftung würden „keine nennenswerten Überschüsse” generiert, aus dem Immobilienverkauf „keine nennenswerten Erträge”. Das Land habe den Gesellschaften in den letzten Jahren rund 1,6 Milliarden Euro zum Stopfen seiner Haushaltslöcher entzogen - sie also quasi ausgeplündert. Burkardt befürchtet, daß die Unternehmen im einen oder anderen Fall Patronatserklärungen des Landes brauchen, wenn sie sich am Kapitalmarkt Geld zur Unternehmensfinanzierung beschaffen müssen. Zu Zeiten eines Bausenators Wolfgang Nagel wäre ein BBU-Vorstand nach einem solchen Interview in den vorzeitigen Ruhestand gegangen.