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Serie: Typische Baufehler und ihre Ursachen
12. Dachraumausbau (Wärmedämmung)
20.05.2003 (GE 10/03, Seite 661) Man unterscheidet zwischen einem „belüfteten“ und einem „unbelüfteten“ (nicht belüfteten) Dach (siehe DIN 4108 „Wärmeschutz im Hochbau“).
Ein belüftetes Dach hat einen Luftraum oberhalb der Wärmedämmung, d. h. zwischen Wärmedämmung und Unterspannbahn.
Dies hat den Vorteil, daß eingedrungene Luftfeuchtigkeit (von innen nach außen) im „Kamineffekt“ von der Traufe zum First abgeführt werden kann.
Die Unterspannbahn kann fester, diffusionsdichter sein.
Beim unbelüfteten Dach ist die gesamte Sparrenhöhe mit Wärmedämmung bis zur Unterspannbahn ausgefüllt.
Dies ist zum einen ein Vorteil, zum anderen aber auch ein „Nachteil“:
Eingedrungene Luftfeuchtigkeit (von innen nach außen) kann aufgrund fehlendes „Kamineffekts“ nicht mehr abgeführt werden.
Es bildet sich Kondensat/Feuchtigkeit.
Eine feuchte Wärmedämmung besitzt verminderte Dämmeigenschaften.

Um dies zu vermeiden, muß die auf der Raumseite angebrachte Dampfsperre absolut dicht verlegt werden.
Dies ist großflächig ausführbar, jedoch scheitert dies in der Praxis häufig in den Anschlußbereichen, so ist es z. B kaum möglich, eine Dampfsperre mittels Klebeband an einer Mittelpfette/Sparren dicht anzuschließen.
Beide o. g. Ausführungen werden in der Regel senkrecht, d. h. zwischen den Sparren verlegt.
Im Laufe der Zeit zeichnen sich auf der Rauminnenseite (auf der Dachschrägenoberfläche) schwarze Streifen in regelmäßigen Abständen ab. Warum?
Die „Streifen“ markieren den Dachsparren, der eine Wärmebrücke darstellt. Aufgrund von Thermodiffusion ist diese Stelle „kühler und feuchter“ als die gedämmten Bereiche, so daß sich dort Staubpartikelchen ansammeln.
Warum bei dem einen Wohnungsnutzer mehr als bei dem anderen?
Es können unterschiedliche Ausführungsqualitäten, unterschiedliches Heizungs- und Lüftungsverhalten der Wohnungsnutzer oder unterschiedliche Reinigungsmethoden vorliegen.

Wenn der Wohnungsnutzer nur einen „Billigstaubsauger“ besitzt, der den Staub nicht richtig auffängt, sondern nur aufwirbelt, braucht er sich nicht zu wundern, daß sich dieser an „kühleren, feuchten“ Stellen abzeichnet.
Das gleiche Phänomen kann man im Giebelaußenwandbereich beobachten. Auch dort wird die Wärmedämmung zwischen dem Ständerwerk der Vorsatzschale verlegt.
In gleichmäßigen Abständen (Profilabstände) zeichnen sich schwarze Streifen ab.

In einem Gerichtsurteil wurde diese Ausführungsart als Mangel eingestuft, mit der Begründung, daß man die Ursache „Wärmebrücke“ mindern kann, indem zusätzlich auf der Rauminnenseite (unterhalb der Sparren/vor den Ständerprofilen) eine zusätzliche horizontal verlegte Wärmedämmung ausgeführt werden kann.
Je mehr wir die Bauteile dämmen, desto mehr zeichnen sich die Wärmebrücken ab.
Autor: Dipl.-Ing. Joachim Schulz, Architekt & ö. b. u. v. Sachverständiger