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Berliner Stadtreinigungsbetriebe
08.04.2003 (GE 7/03, Seite 416) Wir hatten es an dieser Stelle vor Monaten schon vorausgesagt: Der Vorstandsvorsitzende der Berliner Stadtreinigungsbetriebe, Prof. Dr. Peter von Dierkes, wird noch vor Ende seines 2004 auslaufenden Vertrages weggemobbt.
Seit geraumer Zeit wird aus dem Unternehmen berichtet, daß das für das Personal zuständige Vorstandsmitglied Dr. Christoph Landerer (Mitglied der SPD und befreundet mit Stadtentwicklungssenator Peter Strieder), immer wieder an Dierkes‘ Stuhl gesägt hat. Jedenfalls hat Dierkes Ende März den Aufsichtsrat gebeten, ihn von seinem Vorstandsamt zu entbinden. Er wolle sich intensiv der „begonnenen wissenschaftlichen und universitären Arbeit” widmen. Als ob das was Neues gewesen sei. Von Dierkes hat seit längerem naturwissenschaftliche Fachliteratur publiziert. Was nun der letzte Anstoß für den Rückzug des BSR-Vorstandsvorsitzenden gewesen sein mag, spielt letzten Endes keine Rolle, denn da ist vieles zusammengekommen: Der vom früheren kaufmännischen Geschäftsführer Dr. Arnold Guski zu verantwortende Gebührenskandal hat von Dierkes ebenso fassungslos gemacht wie die fehlende Solidarität von Vorstandskollegen. Gesundheitliche Probleme hat er auch noch, und dazu kam, daß von Dierkes seine Überzeugung von Abfallwirtschaft nicht durchsetzen konnte. Der scheidende Vorstandsvorsitzende der BSR war immer ein überzeugter Anhänger einer Müllbeseitigungskonzeption, die nicht auf Mülltrennung (Glas, Papier, Blech, Kunststoff, Bio etc.) setzte, sondern auf Müllvereinigung: alles in die graue Tonne und von dort in die Müllverbrennung. Müll, das ist von Dierkes Grundüberzeugung, enthält so viele gefährliche Stoffe, daß man am besten alles auf einem Haufen läßt, um es bis zu einer Verbrennung im Auge behalten zu können. An dieser Grundkonzeption hat von Dierkes immer festgehalten, was angesichts der politischen Mehrheiten letztlich zu einem dauernden Zickzack-Kurs seines Unternehmens und mehreren Wendungen in der Abfallkonzeption Berlins führte. Am Ende stand der Europäische Gerichtshof, der kürzlich in einer Entscheidung Müllverbrennungskonzepte faktisch beerdigte. Das mag auch ein Grund für den Rückzug gewesen sein. Künftig wird Vera Gäde-Butzlaff, seit Anfang 2003 im Vorstand der BSR und zuständig für die Abfallwirtschaft, auch noch den Bereich Straßenreinigung übernehmen (den hatte bisher der Ex Dr. Arnold Guski). Gäde-Butzlaff, die frühere Richterin am Verwaltungsgericht Berlin und spätere Staatssekretärin in Sachsen-Anhalt, wird dann also für beide operative Bereiche der BSR verantwortlich sein, und sie soll auch das Großkundenmanagement übernehmen (Akquise bei den großen Wohnungsbaugesellschaften, die zunehmend zu ALBA abwandern). Da fragt man sich, was denn die anderen Vorstandsmitglieder noch machen sollen, denn das bißchen Personalpolitik wird bei den BSR bekanntlich im Personalrat und nicht vom Vorstand gemacht. Trotzdem sollen die BSR weiterhin von vier Vorstandsmitgliedern geführt werden. Ein Vorstand für den Bereich kaufmännische Dienstleistungen wird gesucht; ein halber würde dafür ausreichen, denn aus diesem Bereich werden die Unternehmensplanung und das Controlling herausgenommen und dem noch zu bestellenden (neuen) Vorstandsvorsitzenden übertragen. Zum kommissarischen Vorstandsvorsitzenden hat es der bisherige Personalvorstand, Dr. Christoph Landerer, immerhin schon gebracht. Diese Funktion übernimmt er ab dem 1. Juli 2003, wenn von Dierkes ausscheidet. Ein entsprechender Hinweis fand sich zwar nicht in der offiziellen Presseerklärung, wohl aber im internen Rundschreiben an die Mitarbeiter. Sollte Landerer endgültig in die Position einrücken, wird ein neuer Personalvorstand gesucht. Den darf traditionell die Arbeitnehmerseite stellen, damit gewährleistet bleibt, daß die üppigen Privilegien der BSR-Mitarbeiter auch von der Vorstandsseite nicht angetastet werden. Im Gespräch war dafür schon die Berliner ver.di-Landesvorsitzende Susanne Stumpenhusen. Das wäre dann genau der Bock als Gärtner, der uns noch gefehlt hat.