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Nun finanziert mal schön!
19.10.2000 (GE 2/1999, 77) Also schrieb die FAZ am 2. Dezember 1999: „Der Fall Philipp Holzmann wird Folgen haben … Er wird einen Prozeß beschleunigen, der seit längerem bereits im Gange ist: den Rückzug der Banken aus dem Kreditgeschäft.”
Ist damit das Ende der klassischen Bauträgerei, zumal der mittelständischen, eingeleitet?
Vieles spricht dafür! Wenn der Vertreter einer großen Bank noch weitergeht und bemerkt, im Inland sei ohnehin nicht mehr viel zu verdienen, Geld mache man eigentlich nur noch im Ausland, dann fragt man sich freilich, warum nicht alle hiesigen Filialen geschlossen werden und der Vorstand nach London auswandert.
Die Bauträgerei ist bisher gekennzeichnet durch hohen Bedarf an Fremdkapital. Pleiten, Pech und Pannen haben zu einem Attentismus geführt, der allenfalls geordnete Rückzüge erlaubt, die Inangriffnahme neuer Projekte jedoch als unerlaubte Attacke auf die Eigenkapitalbasis der Kreditinstitute wertet. Man will keine Mieterwartungen mehr kreditieren, sondern allenfalls zehnjährige Mietverträge, keine Gebäude mit Nutzflächen, sondern – wenn überhaupt – Wertgutachten mit ausreichend guten Worst-Case-Szenarien. Und je größer die Kreditinstitute werden, desto weniger Bedeutung haben lokale Märkte, lokale Bauträger, lokale Interessenlagen.
Das alles ist legitim, das alles ist auch Folge eines Hanges zur Größe, das alles ist nicht zuletzt Reaktion auf Anstieg und Fall einer Immobilienkonjunktur, die allüberall ihre Spuren hinterlassen hat.
Nur muß man die Folgen sehen. Bauträger werden nur noch mit Fondsgestaltern zusammenarbeiten können, die zumindest 50 % Eigenkapital einsammeln, so daß der Anteil des Fremdkapitals entscheidend reduziert werden kann. Sie werden Grundstücksaufbereitungen und Projektvorbereitungen nur mit Eigenkapital bewältigen können. Damit aber sinkt das Volumen, das private Bauträger bewegen können, auf einen Bruchteil dessen, was einmal war.
Nun geht es bei der Bauträgerei nicht nur um Ankaufs- und Entwicklungs- (oder Zwischen-) finanzierung, sondern gleichermaßen um das lange Ende des Engagement.
Wenn Kapitalrenditen von anfangs 5 %, dann 6 % und später 7 % mit Aussicht auf Realisierung ausgelobt werden müssen, so brauchen wir Grundstücksfinanzierungstrusts (in den USA: REITs), die letztlich in irgendeiner Form an die Börse gebracht werden können. Sind die Banken in der Lage, mittelständischen Unternehmen dieser und anderer Branchen den Weg an die Börse zu ebnen? Die Antwort auf diese Frage ist deswegen so wichtig wie spannend, weil sie für das Zusammenspiel von Banken und mittelständischer Wirtschaft insgesamt entscheidend ist. Produzieren die Banken ihre eigenen Fonds und setzen diese über die Schalter wie Rentenpapiere ab? Finanzieren deutsche Hypothekenbanken auch weiterhin zu 90 % die Kommunen, mit den restlichen 10 % aber nunmehr Hochhäuser in London, Paris und Madrid - statt hier in Deutschland, weil angeblich die Renditen im Ausland höher und sicherer sind? Finanzieren die großen Bank-Aktiengesellschaften mit Freude die nächsten Fusionen, die nächsten Kapitalerhöhungen der Großunternehmen? Oder bedenkt man, daß es zwar mühsam ist, dem Mittelstand neue Wege der Finanzierung zu öffnen, daß es ohne diese kreativen „Kleinen” aber bald auch bei den „Großen” nichts mehr zu verdienen geben wird? Denn die vielen Übernahmen der Kleinen und Mittleren durch die Großen, die sich so gut finanzieren lassen - es wird sie bald nicht mehr geben, wenn dieser Humus ausdörrt und zur Wüste vertrocknet.
Merke: Der Umgang mit Problemen ist (auch) eine Charakterfrage. Und nur wenn keine Winde wehen, hat sogar der Wetterhahn Charakter.
Die Bauträgerei ist bisher gekennzeichnet durch hohen Bedarf an Fremdkapital. Pleiten, Pech und Pannen haben zu einem Attentismus geführt, der allenfalls geordnete Rückzüge erlaubt, die Inangriffnahme neuer Projekte jedoch als unerlaubte Attacke auf die Eigenkapitalbasis der Kreditinstitute wertet. Man will keine Mieterwartungen mehr kreditieren, sondern allenfalls zehnjährige Mietverträge, keine Gebäude mit Nutzflächen, sondern – wenn überhaupt – Wertgutachten mit ausreichend guten Worst-Case-Szenarien. Und je größer die Kreditinstitute werden, desto weniger Bedeutung haben lokale Märkte, lokale Bauträger, lokale Interessenlagen.
Das alles ist legitim, das alles ist auch Folge eines Hanges zur Größe, das alles ist nicht zuletzt Reaktion auf Anstieg und Fall einer Immobilienkonjunktur, die allüberall ihre Spuren hinterlassen hat.
Nur muß man die Folgen sehen. Bauträger werden nur noch mit Fondsgestaltern zusammenarbeiten können, die zumindest 50 % Eigenkapital einsammeln, so daß der Anteil des Fremdkapitals entscheidend reduziert werden kann. Sie werden Grundstücksaufbereitungen und Projektvorbereitungen nur mit Eigenkapital bewältigen können. Damit aber sinkt das Volumen, das private Bauträger bewegen können, auf einen Bruchteil dessen, was einmal war.
Nun geht es bei der Bauträgerei nicht nur um Ankaufs- und Entwicklungs- (oder Zwischen-) finanzierung, sondern gleichermaßen um das lange Ende des Engagement.
Wenn Kapitalrenditen von anfangs 5 %, dann 6 % und später 7 % mit Aussicht auf Realisierung ausgelobt werden müssen, so brauchen wir Grundstücksfinanzierungstrusts (in den USA: REITs), die letztlich in irgendeiner Form an die Börse gebracht werden können. Sind die Banken in der Lage, mittelständischen Unternehmen dieser und anderer Branchen den Weg an die Börse zu ebnen? Die Antwort auf diese Frage ist deswegen so wichtig wie spannend, weil sie für das Zusammenspiel von Banken und mittelständischer Wirtschaft insgesamt entscheidend ist. Produzieren die Banken ihre eigenen Fonds und setzen diese über die Schalter wie Rentenpapiere ab? Finanzieren deutsche Hypothekenbanken auch weiterhin zu 90 % die Kommunen, mit den restlichen 10 % aber nunmehr Hochhäuser in London, Paris und Madrid - statt hier in Deutschland, weil angeblich die Renditen im Ausland höher und sicherer sind? Finanzieren die großen Bank-Aktiengesellschaften mit Freude die nächsten Fusionen, die nächsten Kapitalerhöhungen der Großunternehmen? Oder bedenkt man, daß es zwar mühsam ist, dem Mittelstand neue Wege der Finanzierung zu öffnen, daß es ohne diese kreativen „Kleinen” aber bald auch bei den „Großen” nichts mehr zu verdienen geben wird? Denn die vielen Übernahmen der Kleinen und Mittleren durch die Großen, die sich so gut finanzieren lassen - es wird sie bald nicht mehr geben, wenn dieser Humus ausdörrt und zur Wüste vertrocknet.
Merke: Der Umgang mit Problemen ist (auch) eine Charakterfrage. Und nur wenn keine Winde wehen, hat sogar der Wetterhahn Charakter.
Autor: Von Dietmar Otremba