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Kirche will ihre Immobilien veräußern
26.03.2003 (GE 6/03, Seite 348) Was wäre, wenn die Wikinger heute noch ihr Unwesen trieben? Eines jedenfalls würden sie sicher nicht mehr tun: Klöster und Kirchen, die vor 1.200 Jahren noch zu ihren bevorzugten Zielen gehörten, würden die Wikinger heute bestimmt nicht mehr überfallen. Denn dort fänden sie nur noch die sprichwörtlich armen Kirchenmäuse vor.
Jüngstes Beispiel: Das Erzbistum Berlin, ein Klon der Stadt selbst sozusagen, hat auch weit über seine Verhältnisse gelebt und in der Überzeugung, daß die Kirche nicht pleite gehen kann, die Gehälter einfach durch Kreditaufnahme finanziert. Nun ist keine Kirche denkbar ohne festen Glauben, und die katholische schon gar nicht, schließlich sind Wunder wie die Speisung der Viertausend am See Genezareth oder die Hochzeit von Kanaan Bestandteil ihrer Heilslehre. Aber die säkularisierte Gesellschaft nimmt darauf keine Rücksicht, die Kollegen des Berliner Kardinals Georg Sterzinsky übrigens auch nicht, so daß das Erzbistum Berlin vor derselben Misere steht wie die ganze Stadt: Ein Sanierungskonzept muß her, sonst gibt es von den anderen Bistümern keine finanzielle Unterstützung. Wie das Land, so die Kirche. Und deshalb will die Kirche jetzt auch ihre Immobilien veräußern. Zuerst ihre Wohnungs- und Immobiliengesellschaft Petruswerk. Auf über 100 Millionen Euro bewertet die Unternehmensberatung McKinsey die Mietgebäude, die nicht für kirchliche Zwecke benötigt werden. Das Petruswerk (griech. „pétros“, der Fels), ist offenbar nur noch ein Betonklotz am Bein.