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Kultur oder "Shopping-Mall" am Alex?
05.12.2002 (GE 23/02, Seite 1516) Wir brauchen wieder Politiker, die eine Entscheidung auch zu Ende denken können. Die sozusagen über die Fähigkeit eines Schachspielers verfügen müssen, der auch in der Lage sein muß, vier bis fünf Züge - die eigenen wie die des Gegners - vorausdenken zu können.
Daran denkt man unwillkürlich bei der Auseinandersetzung zwischen der Baustadträtin des Bezirks Mitte, Dorothee Dubrau, und Bausenator Peter Strieder um das geplante Einkaufszentrum - neudeutsch heißt so etwas: „Shopping-Mall” - am Alexanderplatz. 60.000 Quadratmeter mit Einzelhandelsfläche sollen dort entstehen, was angesichts der Angebots- und Nachfragesituation in der Stadt bedeutet, daß anderswo vorhandene 60.000 m2 Einzelhandelsfläche vernichtet werden. Der ohnehin nicht gerade blühenden Friedrichstraße wird weiter Kaufkraft entzogen. Wie sich so ein Konsumtempel in unmittelbarer Nachbarschaft mit der geplanten Materialisierung deutscher Kultur und deutschen Geistes rund um den Schloßplatz verträgt, darüber hat auch keiner nachgedacht. Wenn Peter Strieder Hummeln im Hintern hat, sollte er sich vernünftigerweise mit Fragen beschäftigen, wo er in seiner Verwaltung kreative Einsparmöglichkeiten sieht.