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"Glücklich ist, wer vergißt!"
05.12.2002 (GE 23/02, Seite 1516) Da diskutieren wir einerseits über PISA und die katastrophalen Folgen für unsere unwissenden Kinder und andererseits wird uns vorgeführt, wie außerordentlich erfolgreich man sein kann, wenn man nichts weiß.
Vom Glykol im Wein der Firma, die seinen Namen trug und an der er beteiligt war, wußte er nichts. Von den Warnungen des Rechnungshofes vor der Konstruktion der Bankgesellschaft Berlin wußte Elmar Pieroth auch nichts. Von den Risiken der Konstruktion will Pieroth erst aus den Zeitungen erfahren haben. Überhaupt, so hatte man bei seiner Vernehmung vor dem Untersuchungsausschuß zum Bankenskandal den Eindruck, daß er sich an so gar nichts mehr richtig erinnern konnte, außer daß er bei einer Aufsichtsratssitzung im November 1997 nicht dabei war, weil an diesem Tage seine Mutter 89 Jahre alt wurde. Immerhin war Elmar Pieroth zur Gründerzeit der Bankgesellschaft Finanzsenator und damit oberster Feldherr der Beteiligungsverwaltung. Und lange Jahre saß er in den Aufsichtsräten. Genützt hat‘s nichts, schon seine Mitarbeiter hatten ihn immer als genialen Generalisten bezeichnet, was so viel heißen will wie: Bloß den Kopf nicht mit Details belasten, dafür hat man ja seine Leute. Die man dann gegebenenfalls auch ins gegnerische Feuer schickt wie Pieroth vor dem Untersuchungsausschuß den zuständigen Abteilungsleiter Reinhard Baumgarten. Auf solche Mitarbeiter habe er sich verlassen können. Das ist Führung: Die Untergebenen so aus dem Schützengraben zu schicken, daß sie sich auch noch geehrt fühlen. Und ansonsten wird gesungen: