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Gerüchteküche
21.11.2002 (GE 22/02, Seite 1448) In einem Berliner Radiosender läuft zur Zeit frühmorgens eine Sendung frei nach James Bond 007 und seiner Vorzimmerdame Moneypenny. Der morgendliche Sketch heißt allerdings „00 Schröder und Merkelpenny”. Kürzlich kam in der Sendung Merkelpenny und berichtete 00 Schröder: „Die Müllabfuhr streikt.” Darauf 00 Schröder: „Wo kämen wir hin, wenn ich einfach streiken würde.” Darauf Merkelpenny: „Wieder an die Weltspitze.”
Diese Hoffnung für Berlin hatte offenbar auch die CDU, als sie streuen ließ, Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (50) sei amtsmüde und suche einen gut bezahlten Job in der Berliner Wirtschaft. Von einem Frühstücksdirektoren-Posten bei der Deutschen Bahn und/oder bei der Flughafen-Holding war die Rede. Sogar ins Abgeordnetenhaus schaffte es das Gerücht, wo Strieder umgehend alles dementierte. Nichts sei dran an den Gerüchten, die auch bei den Sozialdemokraten seit Wochen kolportiert wurden. Aber wir wissen seit Walter Ulbrichts legendärem Dementi („Niemand hat die Absicht …”) um die Halbwertzeit solcher Äußerungen. Immerhin hat Strieder schon immer laut darüber nachgedacht, daß er auch etwas anderes könne als Politik. Die Statistik spricht dagegen: Von 100, die aus der Politik in die Wirtschaft gehen, schafft es einer. Aber neun von zehn, die den umgekehrten Weg genommen haben. In der Wirtschaft werden nämlich völlig andere Fähigkeiten abverlangt als in der Politik. Übrigens werden nicht nur Strieder Abwanderungsgedanken nachgesagt, sondern auch seiner Staatssekretärin Maria Krautzberger. Sie soll es angeblich in die Vorstandsetage der Berliner Stadtreinigungsbetriebe ziehen (gezogen haben?). Wir hatten ja bereits vor einiger Zeit berichtet, daß Stadtentwicklungssenator Peter Strieder sich einen ihm genehmen Vorstand zurechtbasteln will. In diesem Modell soll der bisherige Vorstandsvorsitzende Peter von Dierkes durch den Strieder-Freund und aus dem DGB-Bereich stammenden bisherigen BSR-Personalchef Christoph Landerer abgelöst werden. Da man sich vor einiger Zeit bereits von Abfall-Vorstandsmitglied Lutz Jochen Storbeck gelöst hat und der Stuhl von Dienstleistungsvorstand Dr. Arnold Guski, dem die Verantwortung für die Berechnungspanne der BSR zugeschoben wird, wackelt, ist auf Vorstandsebene ohnehin Großreinemachen angesagt. Da paßt es dann ganz gut ins Bild, daß beim Stühlerücken ausgerechnet Susanne Stumpenhusen, Landeschefin der Gewerkschaft ver.di und Aufsichtsratmitglied der BSR, für den reichlich dotierten Posten des BSR-Personalvorstands ins Spiel gebracht wird. Susanne Stumpenhusen würde in den Betrieb vor allem eines einbringen: den eisernen Willen, mit allen Krallen die in Jahrzehnten geschaffenen überprivilegierten Zustände bei den Stadtreinigungsbetrieben aufrechtzuerhalten - ihre egoistische Hartleibigkeit hat die ver.di-Chefin in den Gesprächen mit dem Berliner Senat überdeutlich bewiesen. Die Berliner Gebührenzahler sollten ganz wachsam sein, damit solche personalstrategischen Schachzüge nicht umgesetzt werden. Alle Berliner würden es im Portemonnaie spüren.