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Glasuren beugen vor
Was tun gegen Moose und Flechten auf dem Dach?
07.11.2002 (GE 21/02, Seite 1419) Moose und Flechten wachsen auf vielen Dächern. Bei einer über 100 Jahre alten Bauernkate mag das noch ganz charmant aussehen - auf einem zehn Jahre alten Einfamilienhaus wirkt die ungewollte Begrünung weniger gut. Moderne Architektur und ein Dach mit Patina vertragen sich allemal schlecht. Im Kundengespräch ist die Beratungskompetenz des Dachdeckers gefragt: Was verhindert, daß das Dach vermoost? Wie wird der Hausbesitzer den Bewuchs wieder los?
„Die Vergrünung entsteht zuerst an Stellen, an denen das ablaufende Regenwasser Tropfen bildet, bevor es verdunstet“, erläutert Hans Schwab, Dachdeckermeister beim Ziegelhersteller Trost in Rauenberg. An der Unterkante einer Dachpfanne, in den Verfalzungen und Überdeckungen sowie an Ortgängen und Nordseiten siedeln sich Algen und andere Mikroorganismen besonders gern an. Die Dachneigung spielt eine wichtige Rolle - steile Dächer neigen weniger zum Vermoosen als flache, von denen das Regenwasser langsamer abfließt. Ein weiterer Einflußfaktor ist die Hinterlüftung des Daches. Wenn die Luft nicht gut zirkulieren kann, trocknet die Bedeckung schlechter ab.

Glasuren beugen der Vergrünung vor
Relativ gut gegen Vergrünung geschützt sind glasierte Tondachziegel. Auf glatten Oberflächen können sich die Mikroorganismen gar nicht erst festsetzen. Was Dachdecker natürlich wissen, aber den meisten Kunden nicht bewußt ist: Farbig glänzende Betondachsteine werden nicht glasiert, sondern lediglich mit einem Farbüberzug versehen. Ob „ziegelmatt“ oder glänzend - Betondachsteine sind an der Oberseite mit einer Dispersionsfarbe versehen, die wesentlich witterungsempfindlicher als die gebrannte Glasur eines Tondachziegels ist. Verstärkte Algen- und Fleckenbildung kann die Folge sein.

Bundesumweltamt rät von Dachkupfer ab
„Nie mehr Dachmoos“ versprechen die Hersteller von Dachauflagen aus Kupfer. Die Idee: Man bringt auf dem First oder zwischen zwei Reihen der Dachpfannen Kupferelemente an. Unterhalb davon wird Vergrünung verhindert. Bei neuen Dächern kann das durchaus funktionieren, wenngleich man ein vermoostes Dach damit nicht wieder sauber bekommt. Kupfer wirkt auf niedere Pflanzen wie Algen, Kleinpilze und Bakterien biozid (abtötend), da es bei Regen Spuren von löslichen Salzen abgibt. Darum wächst auf Kupferdächern praktisch nie Moos; darum schützen kupferhaltige Schiffsanstriche vor Algenbewuchs; darum setzt man im Weinbau Kupfersalze als Pilzbekämpfungsmittel ein.
Doch es gibt gute Gründe, die gegen die Verwendung von Kupferauflagen sprechen. Zum einen optische Aspekte. Kupfer oxidiert - nach einiger Zeit fallen die grünlichen Kupferelemente ins Auge, und es können sich Schlieren bilden. „Auf historischen Kupferdächern ist das ein gern gesehener Effekt“, meint Trost-Kundenberater Hans Schwab. „Aber bei einem Bungalow oder einem Reihenhaus?“
Zudem ist Kupfer alles andere als ökologisch unbedenklich. Das Schwermetall reichert sich im Boden und im Grundwasser an. Aus diesem Grund empfiehlt das Bundesumweltamt, auf Kupferdächer zu verzichten. „Bei Häusern mit Regenwassernutzungsanlagen, die zur Bewässerung des Gartens dienen, sollte die Verwendung von Dachkupfer sorgfältig abgewogen werden“, gibt Hans Schwab zu bedenken. Aus seiner Sicht ersparen glasierte Tondachziegel in Punkto Vermoosung zusätzliche Hilfsmittel, zumal vollkeramische Dächer immer beliebter werden.

Keine Lösung: die Dachbeschichtung
„Die unsachgemäße Reinigung eines Daches kann mehr Schaden verursachen als Nutzen“, weiß Dachdeckermeister Hans Schwab. Bei Tondachziegeln ist die Vergrünung in der Regel nicht so stark, daß das Dach in seiner Funktion beeinträchtigt wird. Einzelne Mooskissen, zum Beispiel im Abtropfbereich unter Bäumen, kann der Dachdecker bei einer Inspektion - sie ist sowieso alle paar Jahre empfehlenswert - mit dem Spachtel entfernen.
Von aufwendigen Reinigungsaktionen und dem anschließenden Aufbringen einer Acrylbeschichtung rät Hans Schwab ab: „Die Reinigung ist nur oberflächlich. In Verfalzungen und Überdeckungen bleibt Schmutz zurück. Das beeinträchtigt die Haftfähigkeit der Beschichtung, die sich nach einiger Zeit meist wieder ablöst.“ Das Ergebnis: Das Dach pellt sich, als ob es einen Sonnenbrand hätte, und sieht fleckig aus.

Die Neueindeckung als wirtschaftliche Alternative
Ohnehin ist die Neueindeckung bei stark erodierten und vergrünten Bedachungsmaterialien aus optischen und wirtschaftlichen Gründen sinnvoller als eine teure und uneffiziente Sanierung. Ob sich der Hausbesitzer dann für neue Betondachsteine oder Tondachziegel entscheidet, sollte nicht von den Kosten für die reine Neueindeckung abhängen, sondern von einer langfristigen Betrachtung. Hochwertig glasierte Tondachziegel sind teurer als Betondachsteine. Dafür verlieren sie lange Zeit nicht ihre optische Qualität - das Haus wird dauerhaft aufgewertet. Da das Dach fast zwei Drittel der Hausoptik ausmacht, ist eine keramische glasierte Dacheindeckung die schönste Visitenkarte für ein Haus.