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Grunewald-Spazierer
20.09.2002 (GE 18/02, Seite 1145) Das Ergebnis war knapp, aber unterm Strich hatten die Hundefreunde die Nase vorn beim Vergleich, wer denn mehr Protestierer auf die Beine bringen würde: Der FU-Professor Peter „Danton“ Grottian und seine „Initiative Bankenskandal“ auf ihrem sogenannten Grunewald-Spaziergang zu inzwischen meist leerstehenden Bankiers-Villen oder die zeitgleiche Fifi-Parade des Vereins „Hundstage“, auf der gegen die politische und polizeiliche Intoleranz gegen des Menschen besten Freund demonstriert wurde.
Grottians bunte Truppe hatte knapp das Nachsehen, aber trotzdem viel Spaß - nicht nur beim Aufstellen einer Klaus-Landowsky-Büste aus Gips. Jedenfalls lief auch so mancher gute Bürger mit - mit Wut im Bauch und Milliarden guter Gründe. Was nämlich das Top-Management der Bankgesellschaft Berlin und seiner Teilbanken und Töchter betrifft, gab es vermutlich noch niemals in der deutschen Wirtschaftsgeschichte ein solches Ausmaß an mit beruflicher Unfähigkeit gepaarter unverfrorener Selbstbedienungsmentalität. Was letztlich der Bankkunde und schließlich alle Steuerzahler in den Ausbau von Dienstvillen (der CDU-Politiker Klaus Landowsky gehörte übrigens nicht zu den so Begünstigten) stecken mußten, ist mit dem Begriff „Luxusmodernisierung“ nicht einmal ansatzweise beschrieben. Und das bei einer Gesellschaft, de-ren Kunden weit überwiegend von den „Kleinen Leuten“ gestellt werden. Der ehemalige Berliner Wissenschaftssenator Prof. George Turner hat völlig recht, wenn er meint, raffgierige Manager - und die gab es nicht nur bei der Bankgesellschaft - sollten zum „bürgerlichen Tod“ verurteilt werden. So wie zu Zeiten, als großbürgerliche Moralvorstellungen noch etwas galten. Wer sich grob außerhalb dieser Moralvorstellungen bewegte, isolierte sich selbst: Man legte ihm unmißverständlich den Austritt aus dem Tennis- oder Golfverein nahe, man lud ihn nicht mehr zum Essen ein und ließ sich von ihm auch nicht mehr einladen. Gute alte Zeiten. Freilich sollten auch die Grunewald-Spaziergänger zur Gewissenserforschung bereit sein und sich fragen lassen, wie sie es denn mit Schwarzarbeit, Steuerehrlichkeit und dem Erschleichen staatlicher Leistungen halten. Da gibt es nicht mehr viele, die einem in die Augen sehen können.