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Die Bahn, die Bahn
28.08.2002 (GE 16/02, Seite 1013) Es soll keine Häme sein, wenn ich feststelle, daß mein Glaube an die fahrtechnische Sicherheit der Bahn ungebrochen ist und ich sie deshalb benutze, wo immer es sinnvoll ist. Daß mir die gleiche Bahn den Glauben an das sonstige Organisationsvermögen der Deutschen und der Deutschen Bahn im besonderen schon längst genommen hat, ist kein Widerspruch. In so einem großen Laden kennt eben die eine Abteilung nicht die andere.
Die Züge rollen zwar, aber sie rollen häufig mit Verspätung - nicht viel, aber immerhin. Da ist ein ICE defekt, ein anderer steht nicht bereit. Man setzt statt dessen einen IC ein, der auch pünktlich am Zoo abfährt, der Gas gibt, und der dennoch langsamer sein muß auf der Strecke von Berlin nach Göttingen. Er hat „nur“ 15 Minuten Verspätung, aber der Anschluß nach München ist weg. Eine Stunde verloren, wiederum einen Anschluß in München verpaßt. Beim nächsten Mal, Freitag mittag, also zur Stoßzeit, nach Hamburg fährt nur ein ICE-Kurzzug, überfüllt natürlich in allen Klassen. Daß beide Toiletten eines Waggons defekt sind, habe ich in einem Flugzeug, wo ja die gleiche Technik benutzt wird, noch nie erlebt. Der Gegenzug am nächsten Tag (einem Sonnabend) hatte dann doppelte Länge, ein Viertel der Passagiere und immerhin vollständig intakte Klosetts. Fluggesellschaften pflegen zu Stoßzeiten große, zu Nebenzeiten kleine Maschinen einzusetzen - für die Bahn wohl eher ein antibürokratischer Anpassungsunsinn, den man nicht zu beachten braucht. Früher haben die Leute doch auch in den Gängen gestanden - oder?
Schweigen wir über ungeheizte Wagen im Winter, über fehlende gastronomische Versorgung. Letztere wird ohnehin kein Anlaß zur Klage mehr sein, wenn die Speisewagen demnächst abgeschafft sind. Ach ja, daß die Getränkeautomaten in den Regionalverkehrszügen in der Regel defekt sind, sollte man auch mal der Abteilung für die Zugdurchsagen mitteilen - das Band, mit dem einem die Nutzung der Automaten anempfohlen wird, läuft nämlich immer. Da muß wohl ein Tibetaner am Werk sein, der das Tonbandgerät mit einer Gebetsmühle verwechselt hat.
All das jedoch kennt man und richtet sich darauf ein. Aufs Klo geht man eben vor einer Bahnfahrt, essen und trinken tut man hinterher. Basta. Denn die Bahn modernisiert ja - nicht nur in neue Züge, sondern z. B. in neue Bahnhöfe. Da wurde eine gewaltige Station in Berlin-Spandau gebaut, zwei Bahnsteige allein für den Fernverkehr, große Eingangshalle, Fahrstühle und Rolltreppen. Nur ein Parkhaus fehlt - und vor allem Kurzzeitparkplätze für den Hol- und Bring-Anliegerverkehr. Ein knappes Dutzend Kurzzeitstellplätze hinter den Taxis ist da, mehr nicht. Dabei fahren durch diesen Bahnhof alle ICs und ICEs nach Norden und fast alle nach Westen. Nur halten tun sie in der Mehrzahl nicht. Sollen die 300.000 Leute, die in Spandau und Umgebung wohnen, doch zum Zoo fahren - oder? Und damit erklären sich dann auch die fehlenden Stellplätze, die schließlich überflüssig sind, wenn die Züge gar nicht halten.
Ja, ja, man kann Geld in der Spielbank verjubeln, aber man kann auch Bahnhöfe dafür bauen.
Funktionsfähige Infrastruktur ist überall wichtig, in Ballungsgebieten aber besonders. Das Geld war ja da, und es ist da. Nur - was soll man machen, wenn Dilettanten es in die Finger kriegen? Der Bau von Flughäfen wird mit Sorgfalt betrieben, und gelegentlich springen sogar kleine Geniestreiche dabei heraus, Tegel ist das beste Beispiel, für 5 Mio. Passagiere gebaut und bei mehr als 10 Mio. immer noch funktionsfähig. Bahnhöfe dagegen haben in der Planung und Nutzung den Stellenwert öffentlicher Bedürfnisanstalten. Der Bedarf wird doch gedeckt - oder? Wozu dann auch noch Service?
Schweigen wir über ungeheizte Wagen im Winter, über fehlende gastronomische Versorgung. Letztere wird ohnehin kein Anlaß zur Klage mehr sein, wenn die Speisewagen demnächst abgeschafft sind. Ach ja, daß die Getränkeautomaten in den Regionalverkehrszügen in der Regel defekt sind, sollte man auch mal der Abteilung für die Zugdurchsagen mitteilen - das Band, mit dem einem die Nutzung der Automaten anempfohlen wird, läuft nämlich immer. Da muß wohl ein Tibetaner am Werk sein, der das Tonbandgerät mit einer Gebetsmühle verwechselt hat.
All das jedoch kennt man und richtet sich darauf ein. Aufs Klo geht man eben vor einer Bahnfahrt, essen und trinken tut man hinterher. Basta. Denn die Bahn modernisiert ja - nicht nur in neue Züge, sondern z. B. in neue Bahnhöfe. Da wurde eine gewaltige Station in Berlin-Spandau gebaut, zwei Bahnsteige allein für den Fernverkehr, große Eingangshalle, Fahrstühle und Rolltreppen. Nur ein Parkhaus fehlt - und vor allem Kurzzeitparkplätze für den Hol- und Bring-Anliegerverkehr. Ein knappes Dutzend Kurzzeitstellplätze hinter den Taxis ist da, mehr nicht. Dabei fahren durch diesen Bahnhof alle ICs und ICEs nach Norden und fast alle nach Westen. Nur halten tun sie in der Mehrzahl nicht. Sollen die 300.000 Leute, die in Spandau und Umgebung wohnen, doch zum Zoo fahren - oder? Und damit erklären sich dann auch die fehlenden Stellplätze, die schließlich überflüssig sind, wenn die Züge gar nicht halten.
Ja, ja, man kann Geld in der Spielbank verjubeln, aber man kann auch Bahnhöfe dafür bauen.
Funktionsfähige Infrastruktur ist überall wichtig, in Ballungsgebieten aber besonders. Das Geld war ja da, und es ist da. Nur - was soll man machen, wenn Dilettanten es in die Finger kriegen? Der Bau von Flughäfen wird mit Sorgfalt betrieben, und gelegentlich springen sogar kleine Geniestreiche dabei heraus, Tegel ist das beste Beispiel, für 5 Mio. Passagiere gebaut und bei mehr als 10 Mio. immer noch funktionsfähig. Bahnhöfe dagegen haben in der Planung und Nutzung den Stellenwert öffentlicher Bedürfnisanstalten. Der Bedarf wird doch gedeckt - oder? Wozu dann auch noch Service?
Autor: Dietmar Otremba